Ein Riesen-Klimt fürs Ruhrgebiet

Foto: Christian Lünig / www.arbeitsblende.de

Foto: Christian Lünig / www.arbeitsblende.de

Das größte Bild der Falschen Meister ist 1,50 Meter breit – und 4 Meter hoch. Und es wurde speziell für eine Penthouse-Wohnung angefertigt. Der Kunde schickte jetzt ein eindrucksvolles Foto. Hier die Geschichte, wie das Bild entstand, welche Schwierigkeiten es gab und wie viel Spaß diese Arbeit machte.

Was die Bildformate angeht, sind die Falschen Meister ganz schön konventionelle Künstler. Viele unserer Bilder messen 40 mal 60 Zentimeter – die großen auch mal 80 mal 100 Zentimeter und mehr. Und ganz kleine Bilder mit einer Höhe von 30 Zentimetern haben wir auch. Konservativ also, solche Maler.

Die Maler vielleicht schon – aber nicht die Kunden. Viele lassen sich ihr ganz individuelles Gemälde anfertigen. Da soll etwa eine Reproduktion nicht auf eine Leinwand, sondern direkt auf eine Holzplatte gemalt werden. Denn sie muss in einen speziellen Rahmen passen. Und wenn schon Leinwand, dann gibt es oft Kommastellen im Format. Das Werk soll schließlich am Ende genau an seinen geplanten Platz passen.

Kommastellen gab es bei diesem Auftrag nicht. Dem Kunden war vor allem wichtig: Groß sollte seine Klimt-Reproduktion werden. Und zwar so groß, dass sie über zwei Etagen in seiner neuen Penthouse-Wohnung zu sehen sein würde, als Hingucker an einem Treppenaufgang.

Der Umzug in diese Wohnung im Ruhrgebiet war gerade erst in der Planung, die Wohnung noch längst nicht eingerichtet – da erreichte mich der Wunsch: Eine handgemalte Kopie von einem Stoclet-Fries von Gustav Klimt in der Grüße 4 Meter mal 1,50 Meter. Geht das? Na, mal sehen.

Zunächst einmal: Was ist eigentlich dieser Fries? Gustav Klimt – sehr bekannt durch sein Bild „Der Kuss“ – bekam Anfang des 20. Jahrhunderts einen Großauftrag für eine dekorative Wandmalerei, und zwar für ein Privatpalais eines belgischen Großindustriellen in Brüssel. Der Industrielle, der es sich leisten konnte, den weltberühmten österreichischen Maler für sich arbeiten zu lassen, hieß Adolphe Stoclet. Das Werk im Art-Déco-Jugendstil besteht aus mehreren großen Elementen, viele haben Muster und goldene und silberne Flächen. Nacharbeiten darf man es – das Copyright für Klimt-Bilder ist abgelaufen, weil Klimt länger als 70 Jahre verstorben ist.

Für den experimentierfreudigen Maler war es damals vermutlich eine besondere Arbeit – allein aufgrund ihrer Größe. Ein bisschen ähnlich erging es den Falschen Meistern. Bevor ich also dem Kunden zusagte, stellte ich einem meiner Maler, einem der viel Erfahrung mit Klimts Motiven hat, die Frage: Geht das in diesem gigantischen Format? Es ging.

Dann machten wir uns an die Details: Die goldfarbenen Elemente sollten mit einem speziellen Staniolpapier gestaltet werden. Das ist zwar nicht gerade Gold, sieht aber gut aus, passt gut zur Ölfarbe und ist sehr haltbar. Und schließlich vereinbarte ich mit dem Maler und dem Kunden, dass wir Fotos vom Fortschritt der Arbeit machen würden. Während der Entstehung des Riesen-Bildes verschickte ich gut einmal die Woche eine Aufnahme, auf der man gut sehen konnte, an welchem Element der Maler gerade arbeitete und wie weit das Werk gediehen war.

Das Bild musste zudem noch etwas größer werden als die 4 Meter mal 1,50 Meter. Es brauchte noch einen zusätzlichen Rand weißer Leinwand, damit man es am Ende gut auf einen Keilrahmen spannen konnte. Denn solch ein Gemälde ist schwer und muss mit einem sehr stabilen Rahmen an der Wand gehalten werden.

Nach gut zwei Monaten konnte ich den Riesen-Klimt versenden, zusammengerollt in einer überdimensionalen und sehr stabilen Versandhülse. Aber nicht per Post, sondern per Kurier. Diese Art des Versendens hat den Vorteil, dass man genau planen kann, wann eine Sendung ankommt.

Jetzt sind ein paar Monate vergangen – und die Wohnung ist fertig eingerichtet, wie man auf dem Foto sieht, das der Foto-Designer Christian Lünig,  www.arbeitsblende.de, aufgenommen hat. Wie ich höre, hat auch dem Fotografen der Auftrag Spaß gemacht. Um einen Klimt im XXL-Format zu fotografieren, musste er nicht ins Museum, sondern einfach eine Penthouse-Wohnung im Ruhrgebiet besuchen.

Annette Berger

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