Im Pariser Musée d‘Orsay zählt es zu den Stars: das Gemälde „Bal du moulin de la Galette“ von Auguste Renoir. Es zeigt eine Szene mit tanzenden und sprechenden Menschen am Montmartre und versprüht mehr als 130 Jahre nach seiner Entstehung eine ansteckende Fröhlichkeit. Seltsam ist auch, dass Renoir überhaupt so viel Spaß am Leben hatte. Die Falschen Meister haben dieses Bild und andere „Renoirs“ zum Sofortbestellen auf Lager.
Dieses Bild wollte ich unbedingt sehen. Es war der Herbst 2011, drei Tage war ich in Paris, und es war heiß und sonnig wie in Hamburg im Hochsommer. Trotzdem – ab ins Museum, und zwar ins Musée d‘Orsay.
Es gibt viele Gründe, sich die Ausstellung am südlichen Seine-Ufer anzuschauen – und sei es das Gebäude selbst. Denn früher war es ein Bahnhof. Die meisten Besucher gehen wegen der einmaligen Sammlung von Impressionisten hin. Ich aber war – hauptsächlich – seinetwegen da, wegen Auguste Renoir. Oder, wie er ganz korrekt heißt: Pierre-Auguste Renoir.
Dessen Bild „Bal du moulin de la Galette“ hing früher als gerahmtes Poster im Haus meiner Eltern. Ich kannte daher viele Details. Dennoch – als ich in dem Pariser Museum vor dem Werk stand, sah ich auch etwas Neues.
Ganz schön frisch
Neu waren für mich das Lichtspiel und die Farben. Sie schimmerten so eindringlich, dass ich mich fragte: Ist das nun die hohe Kunst der französischen Bilderrestauratoren, oder scheint da bis heute Renoirs Meisterschaft durch? Ich tippe auf Letzteres.
Und dieses Können wirkt bis heute so stark nach, dass der Eindruck entsteht, das Werk sei vor ein paar Monaten fertig gestellt – und nicht schon mehr als 130 Jahre alt. Und noch etwas ist seltsam: Man sieht fast nur Menschen auf dem Gemälde, denkt beim Betrachten aber gleich an Natur, an Wald und frisches Grün. Die recht stattliche Größe des Bildes verstärkt den Eindruck. Es misst 131 mal 175 Zentimeter. Ich nahm mir Zeit, verbrachte eine gute Viertelstunde vor Renoirs Meisterwerk.
Auf schlechte Zeiten folgten Jahre des Erfolgs
1876, als er es malte, war er 35 Jahre alt. Ihm gefielen solch fröhliche Zusammenkünfte , was sich auch in anderen seiner Bilder zeigt. Beim „Bal du moulin de la Galette“ kommt mir jedes Mal ein bayerischer Biergarten in den Sinn, an einem warmen, sonnigen Sonntagnachmittag.
Die Motivwahl und die dargestellte Leichtigkeit des Bildes erstaunen vor dem Hintergrund der Lebensgeschichte Renoirs. Denn die Zeit, als er teils in bitterer Armut lebte, war noch nicht lange her, als er „Bal du moulin die la Galette“ schuf.
Renoir war ein Kind aus einer Arbeiterfamilie, die Eltern waren Schneider. Er lernte Porzellanmaler und soll schon als Teenager so großes Talent gehabt haben, dass man ihm komplexe Arbeiten gab. Er verlor seine Anstellung jedoch, als man mehr und mehr Maschinen fürs Bemalen von Porzellan einsetzte und die Manufaktur, in der er arbeitete, den Betrieb aufgeben musste. Eine Zeitlang schlug er sich mit kleineren Aufträgen durch – in Biografien ist vom Kolorieren von Gegenständen wie Wappen die Rede.
Sein Interesse für Kunst muss extrem gewesen sein: Er lernte bei einem Schweizer Maler, machte die Bekanntschaft von großen und heute noch berühmten Impressionisten, darunter Claude Monet. Schließlich kam Renoir durch seine Kontakte und die ersten Erfolge bei Ausstellungen an seinen ersten wichtigen Kunden, der bei ihm eine Auftragsmalerei bestellte. Ab da ging es bergauf. In den Folgejahren wurde zu einem viel beschäftigten Porträtmaler.
Die Gesichter mehrerer Menschen hat er auch im „Bal du moulin de la Galette“ gemalt. Als Kind habe ich mich immer gefragt, was das für Leute sind und warum sie ausgerechnet an diesem Tag in dem schönen Tanzgarten waren.
An jenem heißen Oktobertag im Musée d‘Orsay machte dieses Bild unter allen ausgestellten Werken den größten Eindruck auf mich – obwohl ich ein großer Fan anderer Impressionisten bin und zu meiner großen Freude auch ein paar Leinwände meines Lieblingsmalers Vincent van Gogh zu sehen waren.
Gucken Sie mal, Monsieur!
Das Renoir-Original hatte nur noch wenig mit dem Poster aus meiner Kindheit gemein. Als handgemalte Meisterkopie kann es sich aber sehen lassen. Im besten Falle wäre Monsieur Renoir vielleicht ein bisschen geschmeichelt von den Falschen Meistern. Wir haben derzeit mehrere Kopien von Renoir-Bildern auf Lager. Sehr schön ist unter anderem der Froschteich. Auch hier lädt das Lichtspiel ein zum Träumen.