Kunden-Typologie: Wer bei Falsche Meister kauft

Kein Poster, sondern ein Gemälde: Eine Michelangelo-Kopie

Kein Poster, sondern ein Gemälde: Eine Michelangelo-Kopie

Unternehmen stecken ihre Kunden ja gern mal in Schubladen und klassifizieren sie. Das funktioniert auch bei Falschemeister.de. Hier eine – natürlich völlig ernst gemeinte – Charakterisierung von Käufern handkopierter Gemälde. Es gibt drei Gattungen: den Ästheten, den Fan und den Denker.

Wer über diese Seite surft, entdeckt auch die Rubrik „Für Eilige – Vorrätige Bilder“. Mein Geschäft ist also: Bestellung enheimsen, Bild einollen, verpacken – und ab zur Post damit? Jein. Viele Kunstinteressierte bestellen tatsächlich gern aus dieser Rubrik. Deshalb versuche ich stets, die Auswahl breit zu fächern.

Doch viele eben auch nicht. Und die lassen sich prima in drei grobe Kategorien einordnen, denn ich führe viele Gespräche mit ihnen. Sicher sind die Spontankäufer genau so spannend – aufgrund Ihres hohen Grades an Entschlossenheit lassen sie mir aber nicht genug Zeit, sie genauer kennenzulernen.

Finden Sie sich hier wieder?

Typ 1: Der Ästhet
Häufigster Erscheinungsform von Käufern bei „Falsche Meister“ mit unterschiedlichen Ausprägungen. Kommt etwa in den Alpen vor und bevölkert vorzugsweise wunderhübsche Dörfer mit großartiger Natur drumherum. Über seinem Sofa hängt ein Poster von einem Michelangelo. Wiese Poster? Genau das fragt sich der Ästhet auch – und ersetzt es durch einen handgemalten Michelangelo – selbstversändlich in den selben Maßen wie das Poster.

Größere Populationen sind auch im Ruhrgebiet dokumentiert. Dort soll es Exemplare geben, denen ein lichtdurchfluterer Hausflur mit hohen Wänden als idealer Platz für eine riesige Kopie eines Bildes von Gustav Klimt dient. Riesig heißt hier: in einer Länge von vier Metern.

Typ 2: Der Fan

Kennen Sie Valentin Serov oder John Lavery? Der jeweilge Fan bejaht diese Frage nicht nur – er erzählt auch sogleich, in welchem Trakt der Tretjakow-Galerie in Moskau das Bild des russischen Malers Serov „Der Raub der Europa“ hängt oder wann der irische Maler Lavery sein zartes Porträt eines Mädchens mit dem Titel „Spring“ gemalt hat. Der Fan kennt sie alle – Bilder, Museen, Ausstellungsdaten. Und ein Kontakt mit einem Fan ist immer eine spannende Lehrstunde.

Typ 3: Der Denker
Ebenfalls eine besonders häufig vorkommende Art. Dieser Typ muss sich im Laufe der Evolution nach dem Ästheten und dem Fan herausgebildet haben. Er kennt zumindest einen Vertreter der beiden früheren Entwicklungsformen – und möchte diesem eine Freude machen.

Der Denker weiß, welches Bild von Franz Marc seine Schwester besonders mag – und über welches Gemälde sie sich als Hochzeitsgeschenk freuen würde. Er hat genau zugehört, als das befreundete Ehepaar erzählt hat, wie schön damals der Besuch im Musee d’Orsay in Paris war – und dass sie zehn Minuten vor Auguste Renoirs „Au Moulin de la Galette“ gestanden haben.

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